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Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften
Michael R. Müller

Stil und Individualität - Die Ästhetik gesellschaftlicher Selbstbehauptung

Stil und Individualität © Silke Wawro​/​TU Dortmund

Getreu der Hofmannsthal-Devise, das Tiefe finde sich an der Oberfläche versteckt, thematisiert das Buch die Selbstdarstellungsaktivitäten dreier Zeitgenossen des 19. und 20. Jahrhunderts, deren Stile zu einem festen Bestandteil der modernen Muster, Schablonen und Modelle für Individualität geworden sind. Beau Brummell, Oscar Wilde, Andy Warhol – in den textilen Verfeinerungen, theatralischen Gesten und seriellen Bildproduktionen dieser Stilbildner spiegelt sich weniger die Hybris gesellschaftlicher Außenseiter als vielmehr ein grundlegendes Lebensproblem des heutigen Individuums: die Suche nach glaubwürdigen Ausdrucksformen für jenes gesellschaftlich eingeforderte Maß an persönlicher Souveränität, Kreativität und Unabhängigkeit, das die Pragmatik des gesellschaftlichen Alltagslebens dem einzelnen nur in seltensten Fällen gewährt. Ausgehend von der wissenssoziologisch-sozialanthropologischen Annahme, daß Individualität weder eine moderne Erfindung ist noch ein dem gesellschaftlichen Dasein des einzelnen voraus liegendes Substrat, veranschaulicht das Buch die gesellschaftliche Wandelbarkeit von Individualität: die ideellen Bildentwürfe, denen sie folgt, die Darstellungsästhetiken, in denen sie Gestalt erlangt, und die sichtbaren Widersprüche in die sie gerät, wenn der einzelne sein soll, was er nicht sein kann – eine (Zitat Arnold Gehlen) »Institution in einem Fall«.

Zu beziehen ist es im Wilhelm Fink Verlag, München.
2009, 269 Seiten, 105 s/w Abb.,
€ [D] 39,90 / sFr 67,-
ISBN: 978-3-7705-4777-7
http://www.fink.de